Im Gegensatz zu Zertifizierungen von Produkten aus der Textilindustrie oder der Landwirtschaft ist fairer Schmuck in Deutschland kaum bekannt. Der Begriff bezieht sich oft auf Initiativen und Zertifizierungssysteme, die sicherstellen sollen, dass das Gold aus dem Kleinbergbau nicht durch Kinderarbeit, ausbeuterische Arbeitsbedingungen oder in Konfliktregionen gewonnen wird. Außerdem sollen beim Abbau von fairem Gold auch ökologische Standards eingehalten werden, um Umweltschäden zu minimieren.
Die bekanntesten Produktzertifizierungen für den handwerklichen Goldbergbau sind: Fairtrade und Fairmined Gold.
Fairtrade bietet eine Zertifizierung für Gold aus Kleinbergbau an, die stabile Mindestpreise, die Fairtrade-Prämie sowie die Einhaltung von Arbeits- und Umweltschutzbestimmungen garantiert. Das bedeutet, dass die Organisationen der Kleinschürfer gestärkt werden, ihre Arbeitsbedingungen verbessert sind, dass es Freiheit gibt, Vereine und Assoziationen zu gründen und Kinderarbeit ausgeschlossen ist. Die Kontrolle dieser Kriterien wird von FLO-Cert International, einer unabhängigen internationalen Organisation, durchgeführt. Händler und Goldschmieden, die Schmuck aus Fairtrade-Gold anbieten, findet man auf der Webseite von Fairtrade zum Beispiel. Meist werben sie auch direkt mit dem Label.
Fairmined ist ein Verbrauchersiegel, das Gold aus verantwortungsvollen Kleinbergbauorganisationen zertifiziert. Ziel ist es, positiven Wandel im handwerklichen und Kleinbergbau herbeizuführen, soziale Entwicklung und Umweltschutz zu fördern und allen am Goldabbau Teilnehmenden Zugang zu Möglichkeiten zu schaffen, mit verantwortungsvoll abgebautem Gold Geld zu verdienen. Zudem existiert ein Label mit ökologischem Anspruch: „Fairmined ECO Gold“, das unter anderem den Abbau ohne giftige Substanzen umfasst. Gegründet wurde Fairmined von der Alliance for Responsible Mining (ARM), einer internationalen Nichtregierungsorganisation.
Darüber hinaus gibt es weitere Initiativen, die zwar keine Zertifizierungen besitzen, aber Gold vertreiben, das unter sozial-ökologischen Kriterien hergestellt wurde.
Ein Problem bei den Zertifikaten ist, dass die Siegel ökologische Bedingungen noch nicht umfassend genug berücksichtigen. Die Bezeichnung „fair“ lenkt daher von der Problematik des Goldabbaus ab. Denn auch hier wird immer noch ein Rohstoff meist im Globalen Süden abgebaut und im Norden weiterverarbeitet, wo der entsprechende Mehrwert generiert wird. Wir als Kampagne sind nicht gegen „faires Gold“ per se – die Initiativen von Gemeinden, die vom Goldabbau betroffen sind, sollten mithilfe von Projekten rund um genannte Siegel unterstützt werden. Es muss aber im Auge behalten werden, dass diese allenfalls ein Zwischenschritt und keine dauerhafte Lösung sind. Statt „fair“ schlagen wir den Begriff „unbedenkliches Gold“ vor, der besser das Nachhaltigkeitsprinzip umfasst und sich auf die ökonomischen, sozialen, ökologischen und politischen Bedingungen für jeglichen Goldabbau bezieht. Wenn diese Unbedenklichkeit nicht gegeben ist, sollte völlig auf Goldabbau verzichtet und auf Goldrecycling oder Alternativen gesetzt werden.
Im Recycling von Gold steckt ein großes Potential. Dank seiner besonderen Eigenschaften kann Gold endlos recycelt werden, ohne an Qualität zu verlieren. Ob alter Schmuck, Zahnersatz oder Bestandteile von Elektronik – aus all diesen Quellen lässt sich das Edelmetall zurückgewinnen. Tatsächlich könnte mit dem so gewonnenen Gold problemlos der Bedarf der Industrie gedeckt werden.
Neben den genannten öko-sozialen Kriterien kommt noch dazu: Studien zeigen, dass recyceltes oder wiederverwendetes Gold einen um den Faktor 1000 günstigeren CO2-Fußabdruck hat als Material aus Minen!
Beim klassischen Recyceln von sogenanntem „Altgold“ gibt es vielfältige Möglichkeiten: Die häufigsten sind das Einschmelzen von altem Schmuck, Zahngold, alten Goldmünzen, zerkratzten Barren, Granulat und Bruchgold.
Das passiert in Scheideanstalten, Einrichtungen, die darauf spezialisiert sind, Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin von anderen Materialien zu trennen und zu reinigen. Der Begriff „Recycling-Gold“ wird zum einen für Gold verwendet, das eingeschmolzen wird, um seinen Zustand zu ändern (zum Beispiel eingeschmolzenes Zahngold, aus dem Schmuck hergestellt wird). Dann spricht man eher von „wiederverarbeitetem Gold“. Zum anderen versteht man Gold, das aus Industrieabfällen gewonnen wird, als Recycling-Gold aus kleinen Industrieabfällen. Im Folgenden (vor allem im Kapitel zu „Gold in Elektronik und Industrie“) soll der Begriff „Recycling-Gold“ vor allem Gold meinen, das aus Elektronik und Industrie stammt und weiterverwendet werden kann.
Fairtrade Gold
https://www.fairtrade-deutschland.de
https://www.fairtrade-deutschland.de/fileadmin/DE/02_produkte/gold/2015-04-15_EN_Gold-and-Precious_Metals_DE_komplett_ms.pdf
Fairmined Gold
http://www.responsiblemines.org/images/sampledata/EstandarFairmined/Fairmined%20Stnd%202%200_2014_.pdf
Andere Zertifizierungen
z.B. OekoAndina: www.oekoandina.de
Umsatz mit fair gehandeltem Gold in Deutschland
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1194748/umfrage/umsatz-mit-fair-gehandeltem-gold-in-deutschland
Recycling-Gold versus wiederverarbeitetes Gold
Aus konventionell gefördertem Gold kann bereits durch zweimaliges Einschmelzen schon Recycling-Gold entstehen, ohne dass es die Verbraucher:innen zu Gesicht bekommen:
https://downloads.regulations.gov/FTC-2022-0077-0035/attachment_1.pdf
Recycling-Gold allgemein
https://www.zeit.de/news/2022-04/15/woher-gold-in-deutschland-kommt-sehr-hohe-recyclingquote