Der Mythos Gold ist fest in der Geschichte und Kultur verwurzelt. Sein funkelnder Glanz, seine Unvergänglichkeit und Beständigkeit machen es zu einem Symbol für Reichtum, Macht und ewige Schönheit. Auch heute noch betonen Goldmedaillen im Sport, goldene Schallplatten in der Musikindustrie oder Auszeichnungen wie die „Goldene Palme“ beim jährlichen Filmfestival von Cannes den Wert, der Gold zugeschrieben wird.
In religiösen Kontexten hat Gold ebenfalls eine tiefgreifende Bedeutung. In der Bibel etwa steht das Goldene Kalb als Symbol für Götzendienst. Weiterhin brachten die Weisen aus dem Morgenland dem neugeborenen Jesus Gold als Geschenk. Salomons mit Gold verzierter Tempel in Jerusalem spiegelt den Reichtum des Israelitischen Königreichs wider. Im alten Ägypten wurde Gold als Haut der Götter und Symbol für Unsterblichkeit angesehen. Die Pharaonen schmückten sich nicht nur mit Goldschmuck, sondern auch die beeindruckenden Totenmasken waren aus Gold gefertigt.
Bei muslimischen Hochzeiten wird die Brautgabe (Mahr) gerne in Gold hinterlegt. Frühislamische Überlieferungen erlauben es nur Frauen, Goldschmuck zu tragen. Da gerade in türkischen Familien auch Männer goldene Eheringe tragen, weicht dieses Tabu aber mehr und mehr auf.
In der griechischen Mythologie gibt es zahlreiche Geschichten, in denen Gold eine Schlüsselrolle spielt. Wie das Goldene Vlies, das Fell eines goldenen Widders sowie der Baum der Hesperiden mit seinen goldenen Äpfeln, die als Symbol für ewige Jugend dienen.
Ein weiterer Mythos ist der von König Midas, dem alles, was er berührte, zu Gold wurde. Diese „goldene Gabe“ wurde ihm jedoch zum Fluch, als selbst seine von ihm berührte Tochter zu Gold erstarrte. Diese Erzählung wird oft als Mahnung vor der unkontrollierten Gier gedeutet.
Im Reich der Inkas wurde Gold als Tränen der Sonne betrachtet, welche die höchste Gottheit ihrer Religion darstellte. Doch die Ankunft der Spanier im 16. Jahrhundert und der Beginn der Kolonisierung brachten den Untergang der Inka-Kultur. Angezogen von den Legenden des goldenen Reichtums, plünderten sie die Schätze der Inkas und verlangten von dem letzten Inka-Herrscher, Atahualpa, ein enormes Lösegeld in Gold – nur um ihn danach dennoch hinzurichten.
Spätere Goldfunde, wie jene in Kalifornien, lösten legendäre Goldräusche aus, die Tausende in ihren Bann zogen.
All diese Geschichten spiegeln wider, wie Gold durch die Zeiten hindurch in Religion und Kulturgeschichte verankert ist. Und sie lassen auch erkennen: Gold aus dem Globalen Süden ist ein zentrales Element des Extraktivismus. Extraktivismus ist ein Wirtschaftsmodell, in dem rohstoffreiche Länder vor allem für den Export in den Globalen Norden bestimmte Rohstoffe abbauen und verkaufen. Dabei findet der Großteil der Wertschöpfung nicht in den Abbauländern statt, während die intensive Goldförderung oft gravierende soziale und ökologische Konsequenzen in den Abbaugebieten hat. Der Großteil des Gewinns geht an internationale Konzerne, was Züge des Neo-Kolonialismus aufzeigt. Dieses Ungleichgewicht fordert eine Neubetrachtung der globalen Wirtschaftsstrukturen und damit eine kritische Reflexion über den Goldkonsum.
Gold hat nicht nur in unserer Kultur, sondern auch in unserer Sprache einen hohen Symbolwert. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist der Begriff „Goldstandard“. In vielen Fachbereichen, wie zum Beispiel in der Medizin, bezeichnet er eine Norm oder Methode von höchster Qualität und Exzellenz.
Historisch gesehen hat dieser Ausdruck jedoch seine Wurzeln in der Finanzwelt. Er beschreibt ein Währungssystem, bei dem der Wert einer Währung an eine festgelegte Menge Gold gekoppelt ist. Die Idee dahinter ist, dass das zugrunde liegende Gold dem Geld einen konkreten, stabilen Wert verleiht. 1944 wurde ein Währungssystem von 44 Staaten beschlossen mit einem festen Wechselkurs zwischen US-Dollar und Gold. Es fand sein Ende mit der Entscheidung der USA im Jahr 1971, den Goldstandard aufzugeben – ein Schritt, der weitreichende Auswirkungen auf das globale Finanzsystem hatte. In der Folge wurde Gold Spekulationsobjekt. Hinweis: Weitere Informationen darüber gibt es im Leitfaden Gold der Kampagne Bergbau Peru zu finden.