Gold besitzt in religiösen Kontexten eine tiefgreifende symbolische Bedeutung. Sein Glanz und seine Beständigkeit verweisen auf das Göttliche und das Transzendente. Diese Wertschätzung zeigt sich in der kirchlichen Praxis: Von kunstvollen Skulpturen über Reliquiargefäße und Monstranzen bis hin zu Schreinen, Kelchen und Hostienschalen – Gold ist allgegenwärtig.
In der katholischen Kirche wird das Prinzip der „graduellen Feierlichkeit“ verfolgt. Es besagt, dass liturgische Feiern je nach ihrer Bedeutung unterschiedlich feierlich gestaltet werden. So werden zu besonderen Anlässen wie Ostern oder Weihnachten mehr goldene Objekte und Gewänder mit Goldfäden verwendet als an einem normalen Sonntag. Dennoch existieren keine strengen Vorschriften bezüglich des Goldgebrauchs.
Eine Ausnahme bilden jedoch liturgische Gefäße, insbesondere wenn es um den Schutz vor Oxidation geht, wie beispielsweise bei Kelchen. Das Römische Messbuch legt fest: „Die sakralen Gefäße sind aus edlem Metall herzustellen. Wenn sie aus einem Metall gefertigt worden sind, das rostet oder weniger edel als Gold ist, sind sie gewöhnlich innen zu vergolden.“ Demnach wäre ein Keramikkelch, der nur innen vergoldet ist, ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Auch in kirchlichen Kreisen, wo Gold traditionell in liturgischen Gefäßen und im Kirchenraum Verwendung findet, wächst das Bewusstsein für die sozialen und ökologischen Folgen des Goldabbaus. Dieser ist auch aus kirchengeschichtlicher Sicht nicht unbelastet, man denke nur an die Eroberung Südamerikas. Deshalb setzen sich viele Kirchengemeinschaften mit dieser historischen Verantwortung und der aktuellen Nutzung des Edelmetalls auseinander.
Ein Beispiel dafür ist die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar Österreichs. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl die Kirche als auch die Gläubigen für die komplexen Aspekte rund um das Thema Gold zu sensibilisieren. Als Inspiration dient ihnen unter anderem der Hirtenbrief der lateinamerikanischen Bischöfe von 2018, welcher betont: „Es ist von Bedeutung, ‚im eigenen Haus zu beginnen‘ und zu prüfen, was man ändern muss, um eine neue Kultur der Sorge um das Leben zu schaffen.“
Zahlreiche Organisationen, sowohl kirchlicher als auch säkularer Natur, unterstreichen die Dringlichkeit einer Wende: Eine nachhaltige Verbesserung der Zustände im Globalen Süden hängt maßgeblich von einer tiefgreifenden Veränderung unseres Lebensstils im Globalen Norden ab. Dies beinhaltet auch ein neues Bewusstsein für den Umgang mit Gold und mit anderen wertvollen Ressourcen.
„Grundordnung des Römischen Messbuchs“ (328)
https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/arbeitshilfen/AH_215.pdf
In der Kirche muss nicht alles golden glänzen“
Barbara Ludwig
https://www.kath.ch/newsd/in-der-kirche-muss-nicht-alles-golden-glaenzen
Gold und Kirche
Dreikönigsaktion Hilfswerk der Katholischen Jungschar“
https://www.dka.at/gold
Hirtenbrief des Rats der Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (CELAM) zum Thema Gold
Als Lernende im Glauben gesandt, die Erde zu hüten. Kriterien für die Bewahrung des gemeinsamen Hauses im Licht der Enzyklika Laudato si’
https://www.misereor.de/fileadmin/publikationen/hirtenbrief-als-lernende-im-glauben.pdf